„Mit den Schlegeln tupft sie die Bach-Suite“
Kölnische Rundschau vom 31.08.1992, von Christoph Zimmermann
„Orgel plus Schlagzeug“: Babette Haag begeisterte zum Saison-Auftakt in der Kölner Philharmonie“
Köln – Nicht unpikant: Während das Podium der Philharmonie am Sonntagvormittag für „Orgel plus“ mit einem Schlagzeugarsenal fast vollflächig bedeckt war, streikte der Foyer-Gong. Die Zuhörerzahl ließ bei diesem erneuten Auftakt zu einer verdienten und stets informativ-vergnüglichen Reihe zwar etwas zu wünschen übrig, dennoch bildeten die interessierten weit mehr als nur ein Fähnlein der Aufrechten.
„Orgel plus Schlagzeug“ – dies ist keine Exklusivbesetzung des 20. Jahrhunderts, im kammermusikalischen Gegenüber aber doch eine Konsequenz neuer Klangvorstellungen, die von einem emanzipierten Perkussiv-Instrumentarium ausgeht. Zeichen von Eigenständigkeit übrigens auch, daß eine scheinbare maskuline Domäne so versiert und dynamisch vehement von einer grazilen jungen Dame unterlaufen wurde.
Babette Haag beherrscht ihr Metier aus dem Effeff. Das schließt nicht aus, daß beim Live-Umgang mit Stabspielen (oft mit vier Schlegeln gleichzeitig) schon mal ein Ton nicht exakt getroffen wird. Wichtiger war aber die Sensibilität, mit der die im Grunde unmelodischen Instrumente zu klingenden Gefühlsträgern aufgewertet wurden. An die Adaption der dritten Cello-Suite von Bach für das Marimbaphon (ein Xylophon, dessen Töne mit weichen Schlegeln erzeugt und von Klangröhren verstärkt werden) mußte der Zuhörer sich gewöhnen, gewann dann aber doch den Eindruck einer absolut legitimen Klangtranskription. Das Ergebnis rechtfertigte wieder einmal die Mittel.
Nichts bei „Orgel plus“ geht natürlich ohne Viktor Lukas, den Initiator der Reihe, den charmanten Moderator und kompetenten Künstler. Von Bach (diesmal Präludium und Fuge BWV 541) bis hin zur Avantgarde bleibt ihm nichts verschlossen, wobei das jetzige Programm definitiv Experimentelles allerdings aussparte. Das Harald-Genzmer-Konzert von 1974 steht klar in einer Tradition. Allerdings ließen auch die jüngeren Kompositionen „Respekt“ vor der Klangautorität der Orgel erkennen, und nicht nur dann, wenn wie im Falle von William Hugh Albright ein „In Memoriam“ anstand. Auch sein „Halo“ und Marin Christoph Redels „Traumtanz“ gaben sich teilweise tonal verträumt.
„At her best“ zeigte sich Babette Haag zum Schluß noch einmal bei „Psappha“ von Iannis Xenakis, einem virtuosen Solostück.
„Mit den Schlegeln tupft
sie die Bach-Suite“
Kölnische Rundschau vom 31.08.1992, von Christoph Zimmermann
„Orgel plus Schlagzeug“: Babette Haag begeisterte zum Saison-Auftakt in der Kölner Philharmonie“
Köln – Nicht unpikant: Während das Podium der Philharmonie am Sonntagvormittag für „Orgel plus“ mit einem Schlagzeugarsenal fast vollflächig bedeckt war, streikte der Foyer-Gong. Die Zuhörerzahl ließ bei diesem erneuten Auftakt zu einer verdienten und stets informativ-vergnüglichen Reihe zwar etwas zu wünschen übrig, dennoch bildeten die interessierten weit mehr als nur ein Fähnlein der Aufrechten.
„Orgel plus Schlagzeug“ – dies ist keine Exklusivbesetzung des 20. Jahrhunderts, im kammermusikalischen Gegenüber aber doch eine Konsequenz neuer Klangvorstellungen, die von einem emanzipierten Perkussiv-Instrumentarium ausgeht. Zeichen von Eigenständigkeit übrigens auch, daß eine scheinbare maskuline Domäne so versiert und dynamisch vehement von einer grazilen jungen Dame unterlaufen wurde.
Babette Haag beherrscht ihr Metier aus dem Effeff. Das schließt nicht aus, daß beim Live-Umgang mit Stabspielen (oft mit vier Schlegeln gleichzeitig) schon mal ein Ton nicht exakt getroffen wird. Wichtiger war aber die Sensibilität, mit der die im Grunde unmelodischen Instrumente zu klingenden Gefühlsträgern aufgewertet wurden. An die Adaption der dritten Cello-Suite von Bach für das Marimbaphon (ein Xylophon, dessen Töne mit weichen Schlegeln erzeugt und von Klangröhren verstärkt werden) mußte der Zuhörer sich gewöhnen, gewann dann aber doch den Eindruck einer absolut legitimen Klangtranskription. Das Ergebnis rechtfertigte wieder einmal die Mittel.
Nichts bei „Orgel plus“ geht natürlich ohne Viktor Lukas, den Initiator der Reihe, den charmanten Moderator und kompetenten Künstler. Von Bach (diesmal Präludium und Fuge BWV 541) bis hin zur Avantgarde bleibt ihm nichts verschlossen, wobei das jetzige Programm definitiv Experimentelles allerdings aussparte. Das Harald-Genzmer-Konzert von 1974 steht klar in einer Tradition. Allerdings ließen auch die jüngeren Kompositionen „Respekt“ vor der Klangautorität der Orgel erkennen, und nicht nur dann, wenn wie im Falle von William Hugh Albright ein „In Memoriam“ anstand. Auch sein „Halo“ und Marin Christoph Redels „Traumtanz“ gaben sich teilweise tonal verträumt.
„At her best“ zeigte sich Babette Haag zum Schluß noch einmal bei „Psappha“ von Iannis Xenakis, einem virtuosen Solostück.