„Bach ist mein Leben“

Münchner Merkur, Nr. 144 vom 24.01.2010, von Peter Baier

Zu Gast beim Kagan-Musikfest: Gespräch mit Babette Haag

„Ich weiß nicht, was mir lieber ist: die Pauke oder das Perkussionsinstrumentarium?“ Babette Haag liebt das symphonische Umfeld genauso wie die Arbeit als Solistin. In dieser Eigenschaft gestaltet Sie ein unkonventionelles Programm beim internationalen Oleg Kagan Musikfest (29. Juni bis 15. Juli) in Wildbad Kreuth am Tegernsee, das sich in seiner achten Ausgabe auch verstärkt der zeitgenössischen Musik öffnen will. Babette Haag spielt die Violoncello-Suite Nr. 1 von Johann Sebastian Bach, die sie für Marimbaphon übertragen hat, und die „Rebonds“ für Schlagzeug solo von Iannis Xenakis. Alexander Rudin (Violoncello) bestreitet den restlichen Teil des Konzerts (5. Juli, 20 Uhr).

MM: Sie begannen Ihre musikalische Laufbahn mit dem Klavier, haben sich dann aber für klassisches Schlagzeug entschieden. Was fasziniert Sie daran?
BH: Das Klavier war ein naheliegendes Instrument – ich komme aus einer Musikerfamilie. Aber irgendwie hat es mich nicht richtig gepackt. Voll erwischt hat’s mich aber, als ich den Pauker der Münchner Philharmoniker hörte und sah, ihn dann noch als Solisten beim Abschlußkonzert des ARD-Wettbewerbs erlebte: Peter Sadlo.

MM: Sie müssen ja die Übersicht über eine Unzahl von verschiedensten Instrumenten behalten, dazu kommen noch diverse Anschlagstechniken…
BH: Jemand hat einmal ausgerechnet, daß es weltweit über 2000 unterschiedliche Perkussionsinstrumente gibt. Hinzu kommt, daß wir Schlagzeuger unsere Trommeln und Toms und Cymbals und so weiter nicht immer in derselben Reihenfolge aufstellen, so daß wir nicht blind drauflosspielen können, wie das zum Beispiel ein Pianist macht: Die Tasten befinden sich immer an derselben Stelle. Und wehe, ein Klavierhersteller würde die genormte Tastenbreite verändern. Er könnte sein Unternehmen dichtmachen.

MM: Basteln Sie gern selbst Instrumente, wie das viele andere Perkussionisten tun?
BH: Manchmal muß ich selbst ran, weil es zu teuer wäre, eine Firma zu beauftragen. Aber meine Lust am Basteln hält sich in Grenzen. Viel lieber gehe ich über einen Markt, sagen wir beispielsweise in Malaysia: Da könnte ich alles zusammenkaufen.

MM: Ihr Programm beim Oleg Kagan Festival könnte unterschiedlicher nicht sein: Bach, wenngleich eine Bearbeitung für Marimba, im Kontrast zu einem Stück von Xenakis.
BH: Bach ist mein Lebenselixier. Ich muß seine Musik einfach spielen. Ich habe oft Momente, da setze ich mich nur für mich allein an die Instrumente und versinke in Bachs Werke. Deswegen auch die Transkription für Marimba. Aber auch die neuen Stücke, wie eben Xenakis‘ „Rebonds“ liebe ich sehr. Da steckt so viel Leben drin, genauso, wie man in Bachs Musik jede Stimmung findet.

MM: Haben Sie als Schlagzeugerin auch Zugang zu Jazz und außereuropäischer Musik?
BH: Ich höre beides gern, habe Interesse daran, spiele es aber ganz selten. Man muß sich entscheiden: Spezialisiert man sich auf klassisches Schlagzeug, muß man auf den Punkt genau musizieren. Das Swing-Element des Jazz ist ein gekonntes Schlampern, man spielt die Triolen niemals so, wie man sie notieren würde. Ich besitze zwar eine Schießbude, so nenne ich das Schlagzeug, auf dem man Jazz oder auch Rockmusik spielen könnte, aber ich nutze es nicht beruflich.

„Bach ist mein Leben“

Münchner Merkur, Nr. 144 vom …, von Peter Baier

Zu Gast beim Kagan-Musikfest: Gespräch mit Babette Haag

„Ich weiß nicht, was mir lieber ist: die Pauke oder das Perkussionsinstrumentarium?“ Babette Haag liebt das symphonische Umfeld genauso wie die Arbeit als Solistin. In dieser Eigenschaft gestaltet Sie ein unkonventionelles Programm beim internationalen Oleg Kagan Musikfest (29. Juni bis 15. Juli) in Wildbad Kreuth am Tegernsee, das sich in seiner achten Ausgabe auch verstärkt der zeitgenössischen Musik öffnen will. Babette Haag spielt die Violoncello-Suite Nr. 1 von Johann Sebastian Bach, die sie für Marimbaphon übertragen hat, und die „Rebonds“ für Schlagzeug solo von Iannis Xenakis. Alexander Rudin (Violoncello) bestreitet den restlichen Teil des Konzerts (5. Juli, 20 Uhr).

MM: Sie begannen Ihre musikalische Laufbahn mit dem Klavier, haben sich dann aber für klassisches Schlagzeug entschieden. Was fasziniert Sie daran?
BH: Das Klavier war ein naheliegendes Instrument – ich komme aus einer Musikerfamilie. Aber irgendwie hat es mich nicht richtig gepackt. Voll erwischt hat’s mich aber, als ich den Pauker der Münchner Philharmoniker hörte und sah, ihn dann noch als Solisten beim Abschlußkonzert des ARD-Wettbewerbs erlebte: Peter Sadlo.

MM: Sie müssen ja die Übersicht über eine Unzahl von verschiedensten Instrumenten behalten, dazu kommen noch diverse Anschlagstechniken…
BH: Jemand hat einmal ausgerechnet, daß es weltweit über 2000 unterschiedliche Perkussionsinstrumente gibt. Hinzu kommt, daß wir Schlagzeuger unsere Trommeln und Toms und Cymbals und so weiter nicht immer in derselben Reihenfolge aufstellen, so daß wir nicht blind drauflosspielen können, wie das zum Beispiel ein Pianist macht: Die Tasten befinden sich immer an derselben Stelle. Und wehe, ein Klavierhersteller würde die genormte Tastenbreite verändern. Er könnte sein Unternehmen dichtmachen.

MM: Basteln Sie gern selbst Instrumente, wie das viele andere Perkussionisten tun?
BH: Manchmal muß ich selbst ran, weil es zu teuer wäre, eine Firma zu beauftragen. Aber meine Lust am Basteln hält sich in Grenzen. Viel lieber gehe ich über einen Markt, sagen wir beispielsweise in Malaysia: Da könnte ich alles zusammenkaufen.

MM: Ihr Programm beim Oleg Kagan Festival könnte unterschiedlicher nicht sein: Bach, wenngleich eine Bearbeitung für Marimba, im Kontrast zu einem Stück von Xenakis.
BH: Bach ist mein Lebenselixier. Ich muß seine Musik einfach spielen. Ich habe oft Momente, da setze ich mich nur für mich allein an die Instrumente und versinke in Bachs Werke. Deswegen auch die Transkription für Marimba. Aber auch die neuen Stücke, wie eben Xenakis‘ „Rebonds“ liebe ich sehr. Da steckt so viel Leben drin, genauso, wie man in Bachs Musik jede Stimmung findet.

MM: Haben Sie als Schlagzeugerin auch Zugang zu Jazz und außereuropäischer Musik?
BH: Ich höre beides gern, habe Interesse daran, spiele es aber ganz selten. Man muß sich entscheiden: Spezialisiert man sich auf klassisches Schlagzeug, muß man auf den Punkt genau musizieren. Das Swing-Element des Jazz ist ein gekonntes Schlampern, man spielt die Triolen niemals so, wie man sie notieren würde. Ich besitze zwar eine Schießbude, so nenne ich das Schlagzeug, auf dem man Jazz oder auch Rockmusik spielen könnte, aber ich nutze es nicht beruflich.